Tagesanzeiger, Disruptive Technologien und Digitalisierung, der Einfluss auf den executive Search

Tagesanzeiger, Disruptive Technologien und Digitalisierung, der Einfluss auf den executive Search

Erik Wirz von Wirz & Partners im Interview mit Tagesanzeiger

Der Chefwechsel bei Novartis ist auch ein Generationenwechsel. Der 58-jährige Joe Jimenez geht, der 41-jährige Vasant Narasimhan kommt. Mit 41 Jahren an der Spitze eines der weltweit grössten Pharmakonzerne – was bedeutet das für Narasimhan? Und für Novartis?

In der Schweizer Cheflandschaft ist Narasimhan schon fast eine Ausnahmeerscheinung. Das zeigt der letztjährige Report des Headhunters Guido Schilling. Das Durchschnittsalter der Schweizer Konzernchefs liegt bei 53 Jahren. Die Chefs der 30 grössten Firmen sind im Schnitt 54 Jahre alt. Die Verwaltungsratsmitglieder sind mit 59 Jahren sogar noch älter.

Narasimhan komme tatsächlich aus einer anderen Generation als die meisten Geschäftsleitungsmitglieder, sagt Guido Schilling. Einen breiten Trend zu einer Verjüngung in den Chefetagen erkennt er nicht. «Ich nehme an, Narasimhans Vorgänger und der Verwaltungsrat haben ihn schon seit längerem begleitet und als Nachfolger aufgebaut. Offenbar sind sie überzeugt, dass er die Werte von Novartis verkörpert und gute Resultate liefern wird, und zwar unabhängig von seinem Alter.»

Ein Signal nach aussen?

Headhunter Erik Wirz findet es «aussergewöhnlich», dass ein Traditionskonzern wie Novartis den Chefposten mit einem derart jungen Nachfolger besetzt. Die konkrete Motivation des Pharmakonzerns lasse sich zwar nur erahnen. Grundsätzlich wollten Unternehmen mit solchen Wahlen aber oft ein Zeichen setzen. «Die Geschäftsmodelle verändern sich durch die Digitalisierung und disruptive Technologien stark, auch in der Pharmabranche. Wenn eine Firma die Führungsspitze verjüngt, signalisiert sie damit auch, dass ihr Innovation und Dynamik wichtig sind.»


Ein junger Konzernchef bringt laut Wirz gleichzeitig oft weniger Kommunikations- und Krisenerfahrung mit. «Ausserdem stellt sich die Frage der Akzeptanz: Lassen sich die anderen Manager von einem Chef leiten, der deutlich jünger ist als sie?» Ob der Generationenwechsel an der Spitze den Konzern als Ganzes verändern wird, ist laut Wirz fraglich. «Bis eine so grosse Organisation sich grundlegend wandelt, vergeht meist sehr viel Zeit.»

Seit fünf Jahren in Basel

Narasimhan hat einen grossen Teil seiner Karriere bei Novartis verbracht. Er kam 2005 zum Pharmariesen, sogar noch zwei Jahre vor seinem Vorgänger Jimenez. Dass der neue Chef schon im Unternehmen arbeitet und nicht von aussen kommt, ist in der Schweiz die Regel: Laut dem Schilling-Report sind 71 Prozent der CEOs schon vor ihrer Ernennung in der Firma tätig.

Bevor Narasimhan zu Novartis kam, war er Berater bei der Consultingfirma McKinsey. Aktuell leitet der Amerikaner die Medikamentenentwicklung und sitzt in der Geschäftsleitung. Er studierte Biologie an der University of Chicago, Medizin an der Harvard Medical School und Public Policy an der Harvard University Kennedy School of Government. Während seiner Studienzeit interessierte sich Narasimhan laut Novartis für Gesundheitsprobleme in Entwicklungsländern. Als Arzt verfüge er über eine «aufrichtige, menschliche Perspektive und Sorge für die Mission und die Werte» der Firma. Der neue Chef lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern seit fünf Jahren in Basel.

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