Senior Executives wie verändert sich das Anforderungsprofil im Zuge der Digitalisierung?

Senior Executives wie verändert sich das Anforderungsprofil im Zuge der Digitalisierung?

Interview mit Wirz & Partners, Trends auf dem Rekrutierungsmarkt

1. Juli 2019 | Von Mathias Steger

Senior Executives und Fachspezialisten – erfahrenes und qualifiziertes Personal ist auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt. Welche Skills sind dabei besonders wichtig? Und sind disruptive Technologien wie Chatbots eine geeignete Lösung für ihr Recruiting? Erik Wirz, von Management Consulting Wirz & Partners, im Interview.

Mathias Steger: Was sind die aktuellen Trends am Schweizer Arbeitsmarkt?
Erik Wirz: Aktuell zeigt sich, dass es zu wenig qualifizierte Fachkräfte gibt. Die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich. Dadurch gibt es auch immer weniger Kandidaten, die aktiv nach einem Job suchen. Das Direct Sourcing (oder auch aktiv Sourcing) also der direkte Kontakt mit möglichen Kandidaten, wird immer wichtiger. Diesen Trend beobachten wir bereits seit mehreren Jahren. Nebst der klassischen Direktansprache wird auch der unverbindliche Austausch zwischen dem Headhunter und den potentiellen Kandidaten immer wichtiger. Es geht nicht nur um das Vorstellen einer möglichen neuen Aufgabe, es geht um die Beratung der Führungskräfte in Bezug auf deren Karriere.

Sie rekrutieren als Headhunter vor allem Senior Executives und Fachspezialisten. Welche Skills sind dabei besonders wichtig?
Neben Hard Skills müssen sich Senior Executives heutzutage auch mit der Digitalisierung auseinandersetzen. Ständig kommen neue disruptive Technologien hinzu, die man kennen muss, um einen nachhaltigen Geschäftsverlauf zu garantieren. Zum anderen gibt es Veränderungen auf der Leadership-Ebene. Ausserdem gewinnen Soft Skills über alle Branchen hinweg an Stellenwert.

Wie können Executives vom Boss zum Leader werden?
Das ist eine Frage der Persönlichkeit und der Ethik. Ein Leader zeichnet sich dadurch aus, dass er oder sie Leute respektiert, auf sie eingeht und ernst nimmt und sieht, wo Potenzial und Stärken jedes einzelnen liegen. Diese Qualitäten kann man sich auch durch Erfahrung aneignen. Zudem ist es auch eine Persönlichkeitsfrage: Stellt man sich selbst in den Vordergrund oder kann man stolz darauf sein, viele Leute fördern zu können, die weiterkommen als man selbst? Auch der charismatische Aspekt ist wichtig. Wie geht man miteinander und mit Kunden um? Inwiefern pflegt man den Kontakt auch auf kultureller Ebene und verinnerlicht die Werte der Firma?

Inwieweit können Chatbots in der Rekrutierung unterstützend sein?
Wenn das Angebot an Kandidaten auf dem Markt die Nachfrage übersteigt, dann wird ein grosser Teil der Vorselektion maschinell verarbeitet. CVs werden dann mithilfe künstlicher Intelligenz analysiert und anhand bestimmter Merkmale bewertet. Im Vorfeld zu diesem Verfahren arbeiten viele Firmen, insbesondere grosse Konzerne, mit Chatbots, die den Bewerbenden standardisierte Fragen zur Vorselektion stellen.

Welche Art von Unternehmen setzen Chatbots in der Rekrutierung ein?
Besonders Firmen, die mehrere Tausend Leute anstellen und hochstrukturierte Bewerbungsprozesse besitzen, verwenden Chatbots. In der Schweiz werden solche Chatbots je nach Branche und Markt auch bereits eingesetzt. Gibt es viele Bewerbende, macht es natürlich mehr Sinn auf solche zurückzugreifen. Man riskiert aber auch, dass die Kandidaten durch solche Barrieren davon abgebracht werden, sich zu bewerben.

“Oftmals sind aber solche Hürden bewusst und gewollt, um herauszufinden, wie gross die Motivation der Bewerbenden ist. ”

Sehen Sie Chatbots als zusätzliche Barriere?
Teilweise ist der Einsatz von Chatbots nicht genug auf das Unternehmen und die Branche angepasst. Oftmals sind aber solche Hürden bewusst und gewollt, um herauszufinden, wie gross die Motivation der Bewerbenden ist. In einem solchen Kontext kann ein Chatbot durchaus Sinn machen.

Werden Chatbots auch bei KMU bald eingesetzt werden?
Chatbots sind sehr kostenintensiv und auch oft ungenau. Eine der grössten Herausforderungen für Chatbots, oder generell für die maschinelle Vorselektion, liegt in der Unstrukturiertheit der Aufgabengebiete & Anforderungen in vielen Jobs/Vakanzen. Im Recruiting-Bereich für kleinere Betriebe, die einen Bedarf an hochspezialisierten Fachkräften haben, sind solche auf Automatisierung basierten Bots daher noch nicht geeignet.

Erik Wirz blickt auf über 20 Jahre Erfahrung im Bereich IT, Management und Consulting zurück und gründete 2009 das Executive-Search-Unternehmen Wirz & Partners executive search. Die Firma ist auf das Recruiting von Fachspezialisten und Führungskräften in den Bereichen IT und Life Sciences spezialisiert.

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