M&Q Resilienz ist eine Frage der Unternehmenskultur

M&Q Resilienz ist eine Frage der Unternehmenskultur

Resilienz ist in aller Munde – gerade in Zeiten, wo Manager und Managerinnen
von einer disruptiven Wirklichkeit überrollt werden und wo die Wirtschaftswelt kopfsteht.
Wörtlich bedeutet der Begriff, der aus dem Latein (von «resilire») stammt, «zurückspringen»
oder «abprallen». Der Autor zeigt auf, was resiliente Führungspersönlichkeiten von
heute mitbringen müssen, um langfristig zu reüssieren.

 

 


Erik Wirz im Interview mit Mensch & Qualität zum Thema Resilienz


Was zeichnet eine resiliente Führungsperson aus, werde ich oft gefragt. Und die Antwort ist gar nicht so einfach, denn wir sprechen von einem ganzen Bündel von Skills – und einigem mehr. Auf den Punkt gebracht, besitzt eine resiliente Führungspersönlichkeit jene Fähigkeiten, die nötig sind, um neue und disruptive Herausforderungen zu bewältigen und dabei das Beste aus jeder Situation herauszuholen. Eine resiliente Führungspersönlichkeit zeichnet sich einerseits durch Talente eines Marathonläufers aus: Adaptabilität, Proaktivität, Durchhaltevermögen sowie widerstandsfähiges Denken gehören dazu. Man muss in Etappen denken und handeln können, das nächste Ziel stets vor Augen habend, jederzeit fähig, einen Spurt einzulegen, ohne das grössere Ganze, den Zieldurchlauf nach 42 Kilometern, aus den Augen zu verlieren.


Hinzu kommen andererseits gute Kommunikationsfähigkeiten, ein gesundes Selbstbewusstsein und viel Empathie. Dafür muss man Augen und Ohren offen halten und zuhören können, Signale orten und stets an sich glauben, weil man verstärkende Hinweise von seinen Teammitgliedern erhält. Diese Fähigkeiten in der Summe ermöglichen es Managerinnen und Managern, heutige Herausforderungen zu meistern, sich auch in schwierigen Situationen schneller zu erholen, aus schwierigen Situationen zu lernen und andere erfolgreich zu führen – auch unter widrigen Bedingungen.

Hochform dank Kommunikation und Teamwork
Die Resilienz einer Firma ist nie zu erreichen durch eine Einzelleistung. Ausgeprägte empathische Kommunikationsfähigkeiten sind wichtig, um sich effektiv, rasch und zielführend mit anderen austauschen zu können. Wer Zusammenarbeit und Unterstützung fördern will, muss sich zuallererst im «aktiven Zuhören» üben. Zu Hochform läuft auf, wer andere miteinbindet. Selbstbewusstsein ist gefragt, wobei das Wort schon sagt, was gemeint ist: Es geht um einen bewussten Umgang mit dem eigenen Selbst. Dazu gehört die notwendige Bescheidenheit im richtigen Moment, sprich: das Bewusstsein für die eigenen Stärken und Schwächen. Und: die Fähigkeit, aus Feedbacks oder aus Fehlern zu lernen, sich selbst ehrlich zu analysieren und das ehrliche Streben, sich stetig zu verbessern. Damit sind wir bei einem Schlüsselfaktor für resilientes Management angelangt. Der Faktor Empathie sowie das wirkliche Interesse am Menschen, das sind die Tugenden, die wir mehr denn je brauchen. Wer sich in andere hineinversetzen und deren Perspektiven verstehen kann, trifft in der Regel bessere Entscheidungen und baut erst noch nachhaltigere Beziehungen auf.

 

Auf dem Weg zu einer resilienten Unternehmenskultur

Nun genügt es nicht, wenn Managerinnen oder Manager sich in Resilienz üben. Vielmehr braucht es den nächsten Schritt. Es braucht eine Kultur im Unternehmen, die bei allen Akteurinnen und Akteuren diese Fähigkeiten stärkt. Denn was nützt ein starker Einzelkämpfer, wenn das Team labil und unsicher ist. Aus unserer Sicht ist die Unternehmenskultur jener Hebel, den es zu bedienen gilt, wenn es darum geht, die Resilienz eines Unternehmens zu verbessern. Um eine resiliente Unternehmenskultur zu fördern, bedarf es – um in der Sport-Analogie zu bleiben – Managerinnen und Manager, die gute Coaches sind. Sie fördern aktiv die positive Einstellung des Teams, sie stärken die Zusammenarbeit, sie bieten den Mitarbeitenden Unterstützung an – und sie ermutigen diese, ihre Stärken zu nutzen und jedwelche Herausforderung anzunehmen. Wissend, dass sie ihnen zur Seite stehen werden und Lösungswege aufzeigen können.

 

Von anderen lernen: Strategien erfolgreicher Firmen
Nun ist es auch nicht verboten, von anderen zu lernen. Wir haben bei Wirz & Partners eine Umfrage unter führenden Strateginnen und Strategen durchgeführt und sie konkret gefragt, welche Anpassungen in ihren Augen erforderlich seien, um die Resilienz auf der Strategieebene besser zu verankern. Wir haben uns zu diesem Zweck mit zahlreichen Verwaltungsratsgremien von Firmen aus den Industriebereichen Maschinenbau, Hightech, Strategie- und Managementberatung, IT, Pharma, Medtech und Medizin zu diesem Thema unterhalten.

 

Folgende Punkte lassen sich als universelle Aspekte bezeichnen, welche die Resilienz einer Firmenstrategie verbessern:

  • Flexibilität: Einführung eines flexiblen Arbeitsmodells,
    das es Mitarbeitenden ermöglicht, von jedem Ort aus zu arbeiten
  • Diversifikation: Expansion in neue Märkte
    und Branchen, Diversifikation des Produktangebots
  • Risikomanagement: Etablierung einer
    effektiven Risikobewertungsstrategie,

    um mögliche Risiken zu identifizieren und zu minimieren
  • Investitionen in Technologie und Digitalisierung
  • Kooperationen und Partnerschaften

 

Cyberrisiken im Fokus – operativ wie strategisch

Von besonderer Bedeutung für die Resilienz ist laut unserer qualitativen Umfrage das Thema der Cybersecurity. Das Risiko, einer Cyberattacke ausgesetzt zu sein, wird ein immer wichtigerer Teil des Risk-Managements im operativen Tagesgeschäft. Zudem gewinnt das Cyberrisk-Thema aufgrund der Organhaftung, welche die Aufsichtsgremien betrifft, eine zusätzliche Bedeutsamkeit.


Neben dem effektiven Risk-Management wird auch die angemessene und schnelle Kommunikation in Krisensituationen immer wichtiger. Firmen aus allen Industriebereichen sehen sich mit Herausforderungen konfrontiert, die teilweise komplett überraschend auftreten können. Dazu gehören Lieferkettenprobleme, sich verändernde Kostenfaktoren wie Energiepreise, Cyberattacken, oder neue Konditionen bei der Kapitalbeschaffung. Daher ist die Implementierung einer entsprechenden Kommunikationsstrategie das A und O für ein Unternehmen, das resilient durch die Stürme kommen will.

 

Technologie effektiv nutzen

Gerade bei der Digitalisierung und Prozessoptimierung bieten neue Technologien, wie zum Beispiel jene von Open AI (Artificial Intelligence), viel Potenzial, ohne dass sich Unternehmen komplett neu erfinden müssen. So kann AI zum Beispiel einfach sich wiederholende Prozesse automatisieren. Ich denke hier zum Beispiel an die Rechnungsstellung, den Kundenservice oder die Lagerverwaltung. Auch bei der Datenanalyse vermitteln Systeme für Business Intelligence konkrete Optimierungsideen, die eine adaptive Planung ermöglichen. Dadurch verfügt das Management über die notwendigen Planszenarien und kann agiler auf ungeplante Events reagieren. Nicht zu vergessen ist das Kundendaten- und Beziehungsmanagement (CRM). Ein modernes CRM-System ist verknüpft mit Chatbots, die das Kundenerlebnis und -verständnis verbessern. Und last, but not least: AI, eingesetzt im Kontext von Cybersecurity, hilft beim präventiven Identifizieren von Cyberrisiken und Abwenden von allfälligen Angriffen. Aber vergessen wir nicht: Resilienter wird ein Unternehmen nur dann, wenn es die Digitalisierung und Prozessoptimierung nicht isoliert durchführt, sondern eng auf das Geschäftsmodell und seine Ziele abstimmt, sprich: auf seine Mitarbeitenden, denn sie sind die wichtigste, wertvollste Ressource. Und die knappste zugleich!

 

Das Why: Eine Kultur der Resilienz fördern

Wie kann das Topmanagement durch eine entsprechende Kultur die Resilienz der Firma als Ganzes verbessern? Fünf konkrete Vorgehensweisen für einen Kulturwandel:

  1. Positive Einstellung: Fördern Sie eine positive Arbeitskultur, in der Mitarbeitende ihr Können einbringen und mit Lust und Freude Lösungen gestalten können.
  2. Proaktive Zusammenarbeit: Fördern Sie die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Abteilungen und unterstützen Sie Teamwork, gehen Sie als Leader/in voran, schaffen Sie die Umgebung durch Ihr beispielhaftes Verhalten!
  3. Förderung von Lern- und Wachstumsmöglichkeiten: Etablieren Sie eine Kultur, die Wachstum und Lernen fördert. Helfen Sie Ihren Mitarbeitenden, über sich herauszuwachsen!
  4. Selbstverantwortung und Eigenständigkeit: Eine starke Unternehmenskultur fördert die Verantwortung und Eigenständigkeit der Mitarbeitenden. Ermutigen Sie Mitarbeiter, Verantwortung zu übernehmen, und hören Sie genau hin, wenn diese Probleme adressieren.
  5. Offene Kommunikation: Reduzieren Sie Unsicherheiten und Ängste. Dies steigert die Qualität von Entscheidungen. Ermutigen Sie Mitarbeitende, ihre Meinungen und Anliegen ehrlich und direkt zu äussern. Offenheit kann man nicht einfordern, sondern muss man vorleben.
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